Samstag, den 21. April 2007 • 20 Uhr

Sinfoniekonzert 2007

mit Werken von Johannes Brahms und Franz Schubert

Freiburger Kantatenchor
camerata academica freiburg
Manuel Nawri (Leitung)

Konzerthaus Freiburg

Benefizkonzert zugunsten des Fördervereins krebskranker Kinder e.V.Freiburg.

Im April 2007 brachte die camerata academica freiburg nach einer einwöchigen Probenphase in Südfrankreich Werke von Johannes Brahms und Franz Schubert im Konzerthaus Freiburg zur Aufführung.

Das Konzert wurde ohne das "Schicksalslied" am 15. März 2007 um 20 Uhr im Kurhaus Bad Krozingen und am 20. April 2007 um 20 Uhr in der Mehrzweckhalle Ötlingen aufgeführt.

 

Programm

8. Sinfonie, h-moll „Unvollendete“ von Franz Schubert 

"Schicksalslied" op. 54 von Johannes Brahms

1. Sinfonie, c-moll von Johannes Brahms

 

CD-Aufnahme

Das Konzert im Konzerthaus Freiburg wurde live aufgenommen und ist als CD erhältlich (siehe Menüpunkt Audio). 

 

Konzertkritik Ötlingen

aus der Badischen Zeitung vom 24. April 2007 von Grischa M. Freimann

Überzeugend im Schwergewicht

Camerata Academica aus Freiburg gastierte in Ötlingen

Mit der unvollendeten 7. Symphonie h-moll von Franz Schubert und der ersten Symphonie c-Moll von Johannes Brahms standen zwei häufig gespielte musikalische Schwergewichte auf dem Programm des Konzertes, das die Camerata Academica Freiburg unter der Leitung ihres Dirigenten Manuel Nawri in der Ötlinger Mehrzweckhalle gab. Wie schon häufiger unterstützten die Musiker mit den Einnahmen den Förderverein krebskranker Kinder. Geradezu professionell spielt das Laienorchester Camerata Academica, ohne indes in die Gefahr zu geraten, dass die Interpretation dabei steril wird.

Eine große Stärke ist die Ausgewogenheit der Instrumentengruppen, bei der sich alle Musiker, die auch als Solisten Beachtliches leisten, zu einem Klangkörper vereinen. Im Gegensatz zu manch anderem Orchester dominiert keine Gruppe, gerade auch Holz- und Blechbläser sind wunderbar ausgeglichen. Dabei wird jeweils den Instrumenten, die die Führung haben, dezent Raum gelassen. Auch dadurch können die Werke mit einem ungemein breiten dynamischen und gestalterischen Spektrum interpretiert werden. Gekonnt werden große Linien nachgezeichnet, Spannungen auf- und abgebaut.

Gerade im Kopfsatz der "Unvollendeten" wurden mit dezentem Tremolo ungemein große Spannungen aufgebaut, mit großem Ausdruck wurden das liedhafte Thema wie auch die harten Orchesterschläge gestaltet, die die Idylle immer wieder fast schon überfallartig unterbrechen und in ihrer Heftigkeit den Zuhörern unter die Haut gingen. Da wurde auch die Zerrissenheit Schuberts spürbar. Sehr ebenmäßig wurden beim Andante con moto die Solopassagen eingebettet, die sehr kantablen Linien des Satzes wirkten fast erholsam nach dem dramatischen Eingangssatz, aber auch dieser Satz ist nicht frei von intensiven dramatischen Erschütterungen. Gekonnt brachte das Orchester diese Facetten zum Klingen.

Übersichtlich angelegt und gestaltet wurde dann die erste Symphonie von Johannes Brahms, die er spät komponierte. Mit großen Steigerungen wurde der Kopfsatz gestaltet, der vorwärts drängende Charakter des Satzes sehr gut getroffen. Quasi als Kontrast wurde das Andante sostenuto angelegt, sehr gefällig und sanft musiziert. Sehr hübsche pizzicato-Passagen und reizvolle Kontraste durch die Verbindung von Legato und pizzicato kennzeichneten den dritten Satz, breit wurde der Trugschluss vor dem etwas überraschenden Schluss des Satzes gestaltet. Deutlich wurden die verschiedenen Teile dieses sehr virtuosen Satzes voneinander abgesetzt, die Interpretation dieses stark an Beethoven erinnernden Werkes gelang überzeugend. Großer Applaus in der Mehrzweckhalle.


Konzertkritik Freiburg

aus der Badischen Zeitung vom 25. April 2007 von Gero Schreier

Schön, ohne aufzurütteln

Die Camerata Academica im Freiburger Konzerthaus

Das Schicksal war eine Vorstellung, die das 19. Jahrhundert fasziniert haben muss. Von Beethovens berühmter "Schickalssinfonie" bis zu Tschaikowsky und Mahler, die sich von einem missgünstigen Fatum verfolgt glaubten, lässt sich diese Linie ziehen. Nicht fehlen darf in der Aufzählung natürlich Brahms' "Schicksalslied" nach Hölderlin, das die Camerata Academica Freiburg, gemeinsam mit dem Freiburger Kantatenchor unter Leitung von Manuel Nawri zu Gehör brachte, dazu Schuberts "Unvollendete" und Brahms' erste Sinfonie. Auch dies Werke, in die sich das "Schicksal" ihrer Urheber einschrieb: Beide rangen jahrelang mit ihren Schöpfungen, die sich gegen das scheinbar unüberwindliche Vorbild Beethovens zu behaupten hatten.

Umso markanter die Gegensätze zwischen den beiden Tonstücken: feinsinnige motivische Entwicklungen bei Brahms gegenüber Schuberts flächigen, melodieenseligen Architekturen. Vor allem diese gelangen der Camerata Academica. Dankenswert die solide Leistung des Bläserapparats. Schade nur, dass viele von Schuberts typischen Schroffheiten bei insgesamt flüssigem Spiel und etwas flüchtigen Tempi verloren gingen.

Ein Manko, dass jedoch durch den schönen, ausgewogenen Klang und überzeugende Koordination des Ensembles zum Teil wett gemacht wurde. So auch in den Brahms-Kompositionen. Im "Schicksalslied" malt Brahms die von Hölderlin geschilderte Sphäre der "Himmlischen" mit gedeckten Klängen, Streicher und Bläser bilden einen ätherischen Teppich, über den sich die Chorpartie erhebt. Diese gelang ausgewogen und dem Text angemessen (Einstudierung: Wolfgang Failer). Die Schicksalsverfallenheit des Menschen dann gestaltet Brahms mit allem, was ihm an Dramatik zu Gebote steht.

Das "schicksalhafte" Ringen mit dem Giganten Beethoven schließlich war Brahms' erster Sinfonie im ausgesprochen trotzig-grüblerischen Charakter anzuhören, der sich durch alle Sätze zieht. Erfreulich, dass die Camerata Academica stets die musikalische Kontinuität bewahrte, sowohl in großartigen Aufgipfelungen wie kontrapunktisch-rhythmischen Finessen gewohnt solide blieb, wenn auch ohne wirklich aufzurütteln. Durfte man sich beim "Schicksalslied" noch mit Brahms fragen, ob das "gute Ende" die "Hauptsache" oder doch eher ein "misslungenes Experiment" ist, so war hier bis in die letzten lärmenden Takte hinein ein schmerzlich-gequältes Element bemerkbar: Ein Schicksal, das sich nicht abschütteln lässt.